Alles andere kann ich sehen - nur solche Menschen nicht (1979)
Beobachtung der Menschen und ihr Leben in einem psychiatrischen Krankenhaus
Das St. Alexius-Krankenhaus in Neuss ist mit knapp 600 Betten eine mittelgroße Klinik, in der ausschließlich Männer behandelt werden.
Um die ängstlichen Vorurteile der Außenwelt gegen den psychisch Kranken abzubauen, haben wir uns auf die Beschreibung der Kranken und ihres Alltags konzentriert. Wir porträtieren:
- Einen 20jährigen, der wegen wiederholter sinnloser krimineller Delikte eingewiesen wurde;
- Einen Langzeitpatienten, der seit 25 Jahren in diesem Krankenhaus lebt;
- Enen ehemaligen KZ-Häftling, nicht mehr alleine leben konnte.
Diese Portraits sind verbunden mit der Beschreibung verschiedener Stationen, in denen wir uns auf den jeweils wichtigen spezifischen Aspekt konzentrieren, z.B. den Ablauf eines Morgens in der Schwerstbehinderten-Station. Die Schilderungen der Einzelschicksale und die Einblicke in unterschiedlichesten Situationen vermitteln ein Gefühl von dem Leben in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Architektonischer Entwurf für eine gemeinschaftliche Wohnform
Der Patient Uskokowic (Foto oben) arbeitet an einem übergroßen Hausmodell. Er erzählt von seinem Leben. Als Jugoslawe geboren, kämpfte er in seiner Jugend im Widerstand und kam in italienische Gefangenschaft. Nach dem Sturz Mussolinis wurde er befreit, kurz darauf jedoch von SS-Truppen in ein deutsches Konzentrationslager deportiert.
Nach Kriegsende versuchte er in seiner Heimat zu leben; dort aber galt er als Überläufer und Verräter.
Er kehrte nach Deutschland zurück, in das Land, das ihn körperlich und seelisch zerstört hatte und arbeitete in verschiedenen Berufen, bis er der Arbeitsbelastung nicht mehr standhalten konnte. Das Hausmodell, an dem er jetzt seit zwei Jahren arbeitet, ist der Versuch, noch einmal seine Fähigkeiten auszuprobieren und seine Träume zu fixieren. Es ist ein architektonischer Entwurf für eine gemeinschaftliche Wohnform in einer besseren Gesellschaft.