Stalin, Stalin, Stalin
7 DVD's - Blicke ins Reich des Roten Zaren
7 DVDs mit Filmaufnahmen aus unserem Film-Archiv (CIRCE-FILM-Archiv) zusammengestellt von Elke Jonigkeit
Hartmut Kaminski und Elke Jonigkeit arbeiteten von 1988 bis 20002 - meist in Koproduktion mit der SU/Russland – an zahlreichen Dokumentationen für die ARD über die Sowjetunion, u.a. an der 6-teiligen Dokumentation "Steh auf, es ist Krieg" und der 4-stündigen Serie STALIN. Viele Monate lang recherchierten sie in den Filmarchiven Russlands, Belorusslands, Polens, Litauens, Lettlands, Estlands und der Ukraine. Für die Ausstellung "Politische Bilder" im Museum Ludwig in Köln (Dez. 2009) stellten wir aus unseren umfangreichen Beständen Filmmaterial zusammen - zu den Schwerpunkten:
Zu den einzelnen Schwerpunkten können Sie hier Filmaufnahmen sehen (ohne Ton) und Kurzinformationen lesen.
STALIN, geb.: 21. 12.1879 in Gori/Tiflis, gest.: 5.3.1953 bei Moskau.
Der wahre Name des Georgiers war Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, aber die ganze Welt kennt ihn unter seinem Tarnnamen Stalin – der Stählerne - den er als bolschewistischer Berufsrevolutionär annahm.
1922, kurz vor Lenins Tod, wird der Taktiker Stalin der Generalsekretär der Partei und baut diesen „Bürokratenposten“ zum höchsten Staatsamt in der SU aus.
Bald tragen die Hauptalleen und – plätze seinen Namen, ebenso Fabriken, Schiffe, Schulen, Kolchosen, Dörfer und Städte, wie z.B. Stalingrad.
„STALIN- der Vater der Partei und des ganzen Sowjetlandes“, heißt es bald überall.
Das ist die Geburt des Personenkultes.
Folgerichtig werden alle Filmaufnahmen zensiert, die das entstellte, pockennarbige Gesicht Stalins zeigen und sollten vernichtet werden. Nur wenige Aufnahmen „überleben“.
Auch die Künstler stellen Ihre Arbeit in den Dienst des Führerkultes.
Mehrere Jahrzehnte lang standen zehntausende Stalin-Denkmäler des gottähnlichen Über-Vaters überall in der Sowjetunion.
Und der Dichter Leonid Leonow schrieb:
„Der Tag wird kommen, an dem die ganze Menschheit Stalin huldigen wird und die Historiker erkennen werden, dass STALINS Geburt und nicht die Geburt Christi den Beginn einer neuen Zeitrechnung markiert hat.“
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 werden die Denkmäler des allmächtigen Stalin vernichtet oder wandern in eine „Rumpelkammer der Geschichte“, wie hier sinnigerweise in die Klosteranlage Sergijew, des früheren Sagorsk, dem Sitz des Patriarchen der Russischen Kirche.
Entschleierung
Auch die Frauen des Ostens sollen sich jetzt am Aufbau der sowjetischen Gesellschaft politisch gleichberechtigt beteiligen. So wurde ihre „Entschleierung“ zum Programm der Bolschewiki.
Alphabetisierung
Das Zarenreich war ein Land der Analphabeten:
¾ aller Untertanen konnten weder lesen noch schreiben.
Baumwollernte
Weben
Stalins folkoristische Komödie
Die Menschen des Ostens danken Stalin für seine Fürsorge und bieten als Gastgeschenk ihre traditionelle Kleidung dar. Der Führer des Staatenbundes gefällt sich in der Pose des „Vaters der Völker der Sowjetunion.“
Begeistert spielt Stalins „engster Kreis“ bei der folkloristischen Komödie mit.
Sportlerparaden
sind wichtige Bestandteile jeder Großveranstaltung – bis heute.
Die erste Parade fand 1928 auf dem Platz vor dem Winterpalais in Leningrad statt, die anderen auf dem Roten Platz in Moskau.
Bund der Gottlosen
„Religion ist Opium für das Volk“, heißt es schon zur Zeit Lenins. Unter Stalin organisiert sich der „Bund der Gottlosen“, der 1935 bereits mehr als 5 Millionen „Kämpfer gegen Gott“ zählt.
„1937 gibt es Gott nicht mehr“, heißt das Ziel. Zunächst sprengt man seine Häuser.
Auch die Kirche hat den Sowjetstaat nie geschont. Der Patriarch von Moskau spottet: „Der Sozialismus ist die Religion des Schweins, das in der Erde wühlt.“
Die jugendliche Intelligenz kontert mit dem Gassenhauer:
„Drum fort nun mit den Mönchen, den Rabbis und Popen all – wir misten im Himmel droben jetzt aus den Götterstall!“
Die Christ-Erlöser-Kathedrale
ist im Zentrum Moskaus ein pompöser Bau für 10.000 Gläubige, gewidmet der Erinnerung an den Brand Moskaus und der Niederlage Napoleons. Sie wird gesprengt, denn an ihrer Stelle soll ein noch pompöseres Bauwerk entstehen: der
Palast der Sowjets. Als größtes Gebäude der Erde sollte er zum Symbol der siegreichen Sowjetmacht werden, gekrönt von einer riesigen Lenin-Statue, die auf einem 420 m hohen Turm steht und in dessen Daumen Platz für ein Kino ist.
Der Turmbau zu Moskau scheitert am unsicheren Untergrund - was Stalin gar nicht so unrecht ist.
Schwimmbad Moskau
Anstelle des begonnenen Fundaments wird ein Schwimmbad errichtet.
Nach dem Zusammenbruch der SU lässt Jelzin an der ursprünglichen Stelle die gesprengte Kathedrale originalgetreu wieder aufbauen.
ÖLFÖRDERUNG
ist die Grundlage für das gigantische Experiment der Bolschewiki, den Aufbau des „Sozialismus im eigenen Land“ sind die unerschöpflichen Reichtümer der Natur. Sie sollen die nötigen Devisen bringen. Neben dem Gold und Holz ist dies vor allem das Öl.
Aus 800 m Tiefe schießt das Öl in den Öl-Bohrtürmen von Uchta im Norden Russlands aus dem Boden. Es kann nur in Kanälen geleitet in Seen aufgefangen werden, um es dann in Fässer abzufüllen.
ELEKTRIFIZIERUNG
ist die Zauberformel, die Russland in einen modernen Industriestaat verwandeln soll. „Sozialismus plus Elektrokraft uns den Kommunismus schafft“ lautet Lenins berühmter Merkspruch.
Zum Symbol des Fortschritts wird das Kraftwerk.
Der Dichter Gerasimov schreibt:
„Unter dem Volt-Bogen erstrahlt festlich das Dorf. Unter der Sternenstraße singt begeistert ein Kinderchor. Das Herz in der Brust des Bauern ist eine elektrische Birne“.
Die Glühbirne wurde liebevoll nach Lenin „Iljitsch-Lämpchen“ (Lampa Iljitscha) benannt.
METROBAU
wird zum Symbol für die Kraft des sozialistischen Fortschritts.
Seit der Revolution hat sich die Bevölkerungszahl Moskaus bis 1930 vervierfacht. Eine Untergrundbahn muss her - Die Metro!
Stolz erfüllt schuften 70.000 Arbeiter*innen an diesem wichtigsten staatlichen Bauvorhaben.
Die Bahnhöfe werden von innen und außen von Künstlern gestaltet. Beeindruckt dichtet Bert Brecht:
„Und all dies
War in einem einzigen Jahr gebaut worden
Und von so viel Bauleuten
Wie keine andere Bahn der Welt und keine
Andere Bahn der Welt hatte je so viele Besitzer.“
ARCHIPEL GULAG
Erze in Magnetogorsk, im Ural oder Magadan nördlich des Polarkreises, Eisenbahnen im fernen Osten des Sowjetstaates, Öl und Kohle in Sibirien und den Steppenwüsten von Kasachstans - überall schuftet ein Riesenheer von Sklavenarbeitern.
Ein gewaltiger Terrorapparat ist aufgebaut worden, mit einem Heer von Wächtern.
Jeder zweite Häftling geht an den erbärmlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen zugrunde.
Alle Querdenker und Querulanten – wie Stalin sagt – alle, die aus der Reihe tanzen, werden so ausgeschaltet. Neben den deportierten Bauern werden Priester, Intellektuelle, weiße Offiziere, Sozialisten, Anarchisten, aufständische Rote Matrosen, Sozialdemokraten, Beamte des alten Regimes, Ingenieure und Schieber, Spekulanten sowie Kriminelle in die Lager geschickt
Der Sowjetdichter Maxim Gorki schreibt:
„Auf den großen Schauplätzen unseres Staates verwandeln wir Tausende sozialgeschädigter Menschen zu ehrlichen Arbeitern.“
EISENBAHNBAU
In den unwirtlichen Gegenden Sibiriens wird bei arktischer Kälte die „Baikal-Amur-Magistrale“ – kurz BAM genannt – von Zwangsarbeitern erbaut. Sie soll den Baikalsee im Süden Sibiriens mit dem fernen Pazifischen Ozean verbinden. Ein legendäres Großprojekt. Andere wichtige Strecken wurden schon in den dreißiger Jahren in Betrieb genommen, wie die Kusnezk-Ural-Bahn, die die Kohle aus den sibirischen Revieren zum Stahlzentrum Magnetogorsk schafft.
Das Kollektiv „Sturm der Taiga“ fordert das Kollektiv „Rote Morgenröte“ heraus. Es geht um die Ehren-Wanderfahne des BAM-Eisenbahnbaus. Denn auch in den Gulags wird um Fahnen, Wimpel und Rekorde bei der Arbeit gekämpft
KANALBAUTEN
Tausende Kilometer von Kanalbauten im Osten des Landes, in der Arktis – überall im ganzen Land - werden durch das Herr der in Gulags schuftenden Männer und Frauen erschaffen. Berühmt wurden der Weißmeer-Ostseekanal, der in nur 19 Monaten erbaut wurde und Stalins Namen trug.
Aber der Stalin-Kanal - erbaut von 300.000 Sträflingen, von denen jeder dritte umgekommen ist - erweist sich als Fehlkonstruktion. Er ist zu flach und das halbe Jahr sowieso unter Eis.
Alexander Solschenizyn urteilt:
„In Eile erkoren, blind geboren.“
Der Moskwa-Wolgakanal, der 1933 – 1937 ohne Unterbrechung von hunderttausenden Gulag-Häftlingen erbaut wurde, verbindet Moskau mit den Industriezentren an der Wolga.
Das rückständige Agrarland in einen modernen Industriestaat zu verwandeln führt zum ersten 5-Jahresplan – das erste Kernstück für die Entwicklung der Schwerindustrie. Besonders die Stahlproduktion soll gesteigert werden.
Im Sommer 1930 melden sich überall in der SU Komsomolzen – Jungkommunisten – freiwillig zum Aufbau des Landes. Es geht nach Sibirien, tausende Kilometer gen Osten, nach
Magnetogorsk - zu deutsch „Berg des Magneten“. Hier soll ein gigantisches Eisenhüttenkombinat aus dem Nichts entstehen, denn das phantastische Eisenerzvorkommen hat unglaubliche 60 % Eisengehalt.
200.000 Menschen sollen in der sozialistischen Musterstadt leben.
An der Seite der Jugendlichen arbeiten die Bauern, die durch die Kollektivierung aus ihren Dörfern vertrieben wurden, und die Gulag-Sträflinge. Auch ausländische Internationalisten, Ingenieure und Spezialisten treffen ein, überwachen, beraten und leiten. Unter ihnen ein amerikanischer Student. Er schreibt:
„Eine Viertelmillion Menschen – Kommunisten, Kulaken, Ausländer, Tataren, überführte Saboteure und eine Menge blauäugiger Bauern – stellen die größte Anlage der Stahlindustrie Europas her, mitten in der unfruchtbaren Steppe des Ural. Männer erfrieren, hungern und leiden, aber die Konstruktionsarbeit schreitet mit einer Verachtung für Individuen und einem in der Geschichte selten gesehenen Massenheroismus weiter.“