Anmerkungen zur ästhetischen Struktur des Films

Hartmut Kaminski in der Dokumentation "III. Düsseldorfer Filmwerkschau", 1978

zum Ton

Da in den Autoproduktionsstätten immer ein Ohrenbetäubender Lärm herrchte, war es uns nicht möglich die einzelnen Geräusche, die bei den jeweiligen Arbeitsprozessen entsthen, bildsynchron aufzunehmen. Dies bedeutete: Verzicht auf Synchronoriginalgeräusche und Syn­chroninterviews.

Der Ton ist also vollkommen synthetisch, d.h. nie geschehen zur gleichen Zeit in der das Bild aufgenommen wurde.

Von allen Situationen nahmen wir jeweils genügend Raumgeräu­sche auf, dazu eine Vielzahl präziser Nahgeräusche von den Din­gen und Menschen, die wir im Bild hatten. Diese Geräusche syn­chronisierten wir genau in mühevoller Schnittarbeit auf drei Cordbändern, wobei wir z.B. exakt Schritt für Schritt eines gehenden Menschen, Geräusch für Geräusch zusammenstellten.

Dadurch hatten wir später die Möglichkeit, die einzelnen ge­trennten Geräusche wie Bausteine zu benutzen und unterschied­lich durch die Lautstärke zu interpretieren, wie es analog beim Bild schon immer geschieht durch Einstellungsgröße, Ob­jektivwahl und Aufbau, um den Ausdruck zu verdichten.
Nach unserer Methode in Abstimmung gebracht, kann man die Geräusche rhythmisch wie Musik einsetzen und hat trotz­dem einen synchronisierten Ton. Das brachte uns dazu, in diesem Film auf eine Musikuntermalung zu verzichten.

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zum Schnitt

Beim Bildschnitt richteten wir unsere Aufmerksamkeit darauf, die arbeitenden Menschen nicht, wie in Industriefilmen üblich, als gut geölte Maschinenteilchen im prima funktionierenden In­dustrieprozeß zu zeigen, sondern ihnen möglichst weitgehend ihr Eigenleben zu sichern. Dem Schnitt einer Stahlblechschneidema­schine folgt nicht rhythmisch ein Bewegungsschnitt von zwei Ar­beitern, die eine Karosseriepressmaschine mit neuen Stahlble­chen füttern. Bei uns stehen sie erst einen kurzen Moment still, warten die übliche Pause ab, die ihnen der Maschinentakt auf­erlegt, dann erst treten sie in Aktion. Dies beobachten wir nochmals, und wieder sehen wir sie warten. Diese Verfügbarkeit des Menschen, zu der er durch die Maschine verurteilt ist, stellt in seiner Montonie ein wesentliches Element der Arbeit  im Industrieprozeß dar.

 

Credits

  • Originaltitel: En Bil (Ein Auto)
  • Produktionsland: Dänemark
  • Farbe
  • Format: 16 mm (3:4)
  • Länge: 42 Min.
  • Autoren: Hartmut Kaminski / Ole John
  • (Autoren: Kamera, Ton, Schnitt, Texte, Aufnahmeleitung)