Fälschungen und Legenden

Verschleierung der historischen Wahrheit

Die Oktoberrevolution wurde in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten Jahr für Jahr mit großem Pomp gefeiert. Hierbei bediente sich das Regime der "großen und kleinen Lügen", denn die "größte Befreiungstat" von 1917 hatten nicht alleine die Bolschewiki vollbracht. Legenden und Fälschungen mußten die historische Wahrheit verschleiern. Das wohl bekannteste Foto der Oktoberrevolution - "Sturm auf das Winterpalais" - ist eine Fälschung.

'Die Große Sozialistische Oktoberrevolution' - wie ein gewaltiger Fanfarenstoß klingt diese Bezeichnung, die in der Sowjetunion und den Satellitenstaaten für den Petrograder Aufstand von 1917 üblich war. Bis zum Zusammenbruch des 'Sozialistischen Vaterlandes' wurden Jahr für Jahr die Geburtstage des ersten "Arbeiter- und Bauernstaates" als "Wende in der Weltgeschichte" mit großem Pomp gefeiert.
Auch die Satellitenstaaten nahmen daran teil - denn schließlich galt die 'größte Befreiungstat' auch ihnen. Mit diesem Riesenspektakel beglückwünschte sich das Regime selbst, sollten die historisch eher bescheidenen Tatsachen überspielt werden - denn schon kurz nach dem "Roten Oktober" von 1917 ist in der Sowjetunion kein einziger glaubwürdiger Bericht mehr erhalten geblieben.

Veröffentlicht wurde im Leninmuseum auf Anordnung der 'Fälscherwerkstatt' des 'Marxismus-Leninismus-Instituts' von dem Originalfoto nur der Ausschnitt (Foto rechts) oder sogar ein noch größeres, retuschiertes Leninporträt. Der Grund: Trotzkij,der Organisator des Oktoberaufstandes, Gründer der 'roten Armee' und 'Held des Bürgerkrieges' wurde von Stalin zur 'nichtexistierenden Person' erklärt.

Zuerst wurde er politisch kaltgestellt, dann historisch ausgelöscht: Er wurde aus allen Foto- und Filmbildern herausgeschnitten, ebenso aus allen Büchern. 1940 folgte dann auch sein physischer Tod: Ein Agent Stalins erschlug ihn in Mexiko. Das Originalfoto erfuhr eine noch dreistere Fälschung: Trotzkij wurde aus dem Negativ herausgekratzt, und an seiner Stelle ein 'neuer Mensch' hineinretuschiert.

Es sind die "kleinen Lügen", die den Film kurzweilig und unterhaltsam machen. Viele Details und Geschichten der Fälschungen sind skurril und absurd - sie entbehren auch nicht einer gewissen Komik. Da führen Arme von Verfemten auf Fotos oder im Film ein Eigenleben, da übersah man in Spielfilmen und Gemälden, dass Lenin im 'Roten Oktober" in Wirklichkeit keinen Bart trug. Und neben Lenin steht anstelle Trotzkijs plötzlich ein 'neuer Mensch', reinretuschiert in das Negativ.