Bitte Bitte Herr Hauptmann

Bearbeitung des Liedes von Julia Lacherstorfer

Die Musikerin Julia Lacherstorfer aus Österreich ist auf der Suche nach historischem Bildmaterial über Frauen und heimkehrende/abfahrende Soldaten im 2. Weltkrieg auf den Film „Liebe im Vernichtungskrieg“ gestoßen und hat zu dem Volkslied „I bitt, Herr Hauptmann“ mit Bildern aus dem Film neu interpretiert.

Sie sagt dazu: „Die Lieder, die mir einst mein Großvater beigebracht hat, und die ich über alles liebe, sie kommen mir immer weniger leicht über die Lippen.
Woran liegt das? Zwar bin ich mit Volksmusik aufgewachsen, dennoch habe ich Jahrzehnte gebraucht, um zu begreifen, dass ein Großteil der traditionellen Lieder, die ich seit Kindheitstagen singe, eine männlicheeschichte erzählen. Diese Erkenntnis traf mich vor einiger Zeit mit voller Wucht und weckte in mir den Wunsch, die weibliche Perspektive in unserem Liedgut mehr ins Bewusstsein – und somit auch ins Zentrum meines Schaffens zu rücken.

Im Laufe meiner Suche nach traditionellen Liedern aus weiblicher Perspektive wurde ich immer wieder auf das Lied „I bitt, Herr Hauptmann“ verwiesen. Nur konnte ich damit nie besonders viel anfangen, da mir der Inhalt und die musikalische Überlieferung nicht kongruent erschienen – wie kann eine so dringliche Bitte in einem derart banalen 2/4 Takt mit lieblicher Melodie vorgebracht werden? Bei allem Respekt für die unbekannten Urheber, für mich hat das Lied eines neuen Arrangements bedurft, um die Tiefe des Inhalts auf den Punkt zu bringen.

Klicken Sie auf die Fotos, um die neuen Interpretation von Julia Lacherstorfer zu hören und zu sehen.

Liedtext

Dirndl

|:Bitte bitte, Herr Hauptmann, bitte bitte

låssn’s ma mein Mann in Urlaub geh! :|

|: I gib eana ålles wås i håb :|

åba bitte bitte, Herr Hauptmann,

låssn’s mein Geliabtn von die Soldåten åb.

Hauptmann

|: Mei liabs Diandl geh schnö hoam mit dein Göd,

denn dei Liabster stirbt do draußt am Föd :|

|: Doch a Rätsel wü i dia nu gebm :|

Waunst da’s tuast daråtn, die Antwort auf de Frågn,

nåcher soid dei Bua des überlebm:

 

Wås is a König ohne Land?

Wås is a Wåsser ohne Sand?

wås is a Häusl ohne Tisch?

Und a Wasser ohne Fisch?

Wås is a Mutter ohne Kind,

wås is vü schnölla wia da Wind,

und såg ma, wås is bittrer als der Tod,

schena nu ois wia a Soldåt.

Dirndl

|:Wårtn’s nu, Herr Hauptmann, wårtn’s nu a weng,

sunstn is glei um mein Liabstn gescheng :|

|: Waun i’s daråt kriag i mein Buam zruck :|

Darum wårtn’s nu, Herr Hauptmann, wårtn’s nu a weng,

i kriag eam zruck, jo jo, des weans scho seng!

 

Der Kartenkönig håt ka Land,

des Augenwåsser hot kan Sand,

im Schneckenhaus, do is ka Tisch,

im Kuchlwasser is ka Fisch.

Die Schraubenmutter hot ka Kind,

Gedanken san schnöller wia da Wind,

vom Liabsten scheiden is da Tod,

in zivil is schena wia ois Soldåt.