München

„Oh, sind die aber schön hässlich“ bemerkt Dieter Roth

„München“ entstand mit 4 Foto-Folien: Neben dem gerasterten Positiv und Negativ ließen wir ein weiteres Positiv und Negativ als Strich-Folie herstellen, d.h. von dem Foto wurde ein Film reproduziert, der nur – ohne jeglichen Zwischengrautöne, die ein Raster suggerieren – schwarz oder weiß war. Damit hatte ich eine größere Möglichkeit zu „spielen“: wenn ich wollte, konnte ich eine gewisse Flächigkeit oder Reliefartigkeit erzeugen.

Doch Kunstwerke sind nicht nur Kunstwerke (l´art pour l´art), besonders Dieters Werke nicht.
Dieter und ich liebten das jetzige München, den „Englischen Garten“, die Biergärten usw. aber gleichzeitig spürten wir immer noch versteckt im Untergrund den „Nazi-Mief“.
Es ist ja bekannt, dass Dieter in Hannover als Kind eines Schweizer Vaters und einer deutschen Mutter 1930 geboren wurde, dann aber 1943 in die Schweiz übersiedelte. Obgleich sich Dieter im direkten Sinne nie politisch engagierte oder äußerte, war ihm alles, was „rechts“ war oder mit Gewalt, Unterdrückung und Entrechtung zu tun hatte, zutiefst zuwider. Auch ich hatte durch meine protestantische Internatserziehung eine eingewurzelte Abneigung gegen alles, was mit den Nazis oder Neonazis zu tun hatte. Mein Lebenswerk in meinem späteren filmischen Schaffen belegt dies.

Mit dieser Haß-Liebe im Kopf und in der Seele begannen wir „München“ zu drucken. Natürlich kamen dabei auch Drucke heraus, die wie „Köln“, „Heidelberg“ oder „Düsseldorf“ einfach in ihrer Schönheit brilliant waren. Aber besonders gefielen Dieter und mir die Drucke „München“, die auf den ersten Blick „schmuddelig“, „unästhetisch“, „dreckig“ und „schmierig“ aussahen.

„Oh, sind die aber schön hässlich“, bemerkte dann Dieter lächelnd, oder:„Na, der ist ja in seiner Hässlichkeit nicht zu übertreffen!“ und legte sie zu den „Guten“, denen, die „reif“ waren und auf ihre Signatur warteten. Und sie waren es auch: Die vielen ästhetischen Reize im Hintergrund oder Details kämpften mit der hässlichen Außenfassade. Und dies traf genau das, was wir mit unserem „München“ ausdrücken wollten.